"(...) Dies sei deine Aufgabe,
wahrzunehmen, wie jede Karte notwendigerweise aus jeder anderen Karte hervorspringt,
in richtiger Reihenfolge vom NARREN bis zur 10 DER MÜNZEN.
Wenn du das Rad des Schicksals vollkommen kennst,
darfst du JENEN Willen schauen, der es zuerst in Drehung setzte.
(Es gibt weder erste noch letzte) und Siehe! Schon bist du durch den Abyssos."
~ Aleister Crowley, Book of Lies, "Kephale Omikron Eta", Königswinter, Edition Magus 1983, S.124
Tarot - die Sprache des Unbewussten...
Die Karten des Tarots wirken geheimnisvoll, mystisch, anziehend und gleichermaßen erschreckend. Dass die Karten mit Skepsis und Misstrauen betrachtet werden, liegt hauptsächlich an mangelnder Aufklärung über den eigentlichen Gebrauch, die wirkliche Bedeutung und Entstehung des Tarots. Viel Schindluder wurde und wird noch immer getrieben von unseriösen Jahrmarkts-Wahrsagern und schlecht ausgebildeten esoterischen Beratern, die den Fragenden Krankheit, Tod und Verderben prophezeien. Es gibt also wenig Wunder, dass gegen die Karten des Tarots und andere divinatorische Systeme eine gesunde Skepsis, wenn nicht sogar Abneigung herrscht.
Dazu ist grundsätzlich zu sagen, dass kein seriöser Kartenleger einem Ratsuchenden den eigenen Tod "vorhersagen" würde. Ich selbst kann unabwendbare Schicksalsschläge gar nicht sehen. Mein Bestreben liegt darin, Ihnen einen tieferen Einblick in die unbewussten Vorgänge zu ermöglichen, die etwaige auftretende Ereignisse bedingen. Ich spekuliere also auch nicht über tödlich verlaufende Krankheiten, auch nicht bei Freunden oder Verwandten.
Selbstverständlich sehe ich es als meine Pflicht, nichts schönzureden oder zu verschweigen. Meine Beratung geht allerdings dahin, einen Weg in den Karten zu finden, das Ereignis zu umgehen bzw. einen Weg des Verständnisses zu finden, indem man die Hintergründe und Ursprünge der bevorstehenden "Prüfung" herausfindet etc. Es kann nicht Sinn und Zweck des Kartenlegens sein, den Klienten in Panik und Todesangst zu versetzen, im Gegenteil, Karten sollten dazu genutzt werden, Einblick und Verständnis zu finden und eine Lösung für die bevorstehenden Schwierigkeiten anbieten.
Die Karten des Tarots sind ein Ratgeber, ein guter "Freund", den man immer und in jeder Lebenslage um Hilfe bitten kann, und sie sind ein ehrlicher, unabhängiger Beobachter. Selbstverständlich ersetzen Karten niemals einen realen Ansprechpartner, sie ersetzen auch keinen Therapeuten oder Arzt. Sie beleuchten die Angelegenheit aus einem anderen, objektiveren Blickwinkel, deuten auf unbewusste Auslöser und Themen aber sie weisen lediglich den Weg, den ein jeder noch immer selbst zu gehen hat und sie helfen bei der Entscheidung, welchen Weg man wählen möchte oder wie man den gewählten Weg begeht.
Das Tarot zeigt zumeist auch kein unumstößliches Schicksalsmoment auf. Schicksal ist immer noch das, was man selbst daraus macht. Karten geben Hinweise, was man alles daraus machen kann und zeigen, wie man es bewerkstelligen kann. Die Macht des freien Willens liegt darin, wie ich einen Weg begehe und mit welcher inneren Einstellung ich meinem Leben begegne. Diese Freiheit haben wir immer und es fällt uns leichter, wenn wir die Umstände begriffen haben, unsere Geisteshaltung zu verändern.
Die Geschichte des Tarots
Tarotkarten finden historisch zumeist in Gebrauchsverboten Erwähnung. Die ersten belegten Notizen gehen auf das Jahr 1377 zurück, wobei sich Experten nicht einig sind, ob es sich um Karten im Sinne eines divinatorischen Spiels handelte oder um reine Spielkarten was ebenso ungern von den Machthabern gesehen wurde.
Man vermutet, dass das vier farbige Spielblatt, welches die Grundlage der kleinen Arkanen bildet, aus dem orientalischen Raum nach Europa kam. Die kleinen Arkanen kann man den gebrauchsüblichen Spielkarten (Skat, Canasta etc.) wie folgt zuordnen:
Herz = Kelche, Karo = Scheiben, Kreuz = Stäbe, Pik (Schippe) = Schwerter.
Ein Tarotdeck besteht aus 78 Karten (Osho-Zen = 79 / Baphomet Tarot nur aus 22) und setzt sich aus den vier kleinen Arkanen, der großen Arkana und den Hofkarten zusammen. (der Baphomet Tarot hat lediglich die große Arkana à 22 Karten und keinerlei kleine Arkanen oder Hofkarten und wird daher auch etwas anders gedeutet). Dieser Aufbau des Tarot kam um 1600 in Gebrauch und besteht in dieser Form bis heute.
Die 22 Karten der großen Arkana nennt man auch Trümpfe oder Atu. Sie sind bereits ein einigermaßen vollständiges divinatorisches System, wie man bei der Arbeit mit dem Baphomet Tarot von Akron und H. R. Giger feststellen kann. Der Ursprung der großen Arkana ist allerdings gänzlich ungeklärt, ebenso wie die Bedeutung und Herkunft des Wortes Tarot. Nahe liegt, dass Tarot die französische Schreib- und Sprechweise ist, da es ohne t am Ende gesprochen wird. Es wird aber auch spekuliert, die Bezeichnung lehne sich an die Thora Rollen der jüdischen Religionslehre an (wahrscheinlich eine Vermutung, die durch die kabbalistische Zuordnung der großen Arkana zum Baum des Lebens, der jüdischen Geheimlehre entstanden sein könnte). Auch möglich ist die Entstehung des Begriffes durch geographische Herkunft der Karten. So man den Ursprung in Italien vermutete, könnte man den Begriff auf die Region um den Fluß Taro zurückführen.
Gegen die Annahme der Entstehung aus normalen Spielkarten verwehren sich einige eher Crowley- bzw. Golden Dawn- lastige Mystiker. Unter Ihnen hält sich bereits seit langem die Theorie, das Tarot sei aus dem antiken Wissen der Ägypter entstanden und somit nichts Geringeres als das Buch der Ägyptischen Weisheit. Ganz kühne Zeitgenossen verfolgen diese Vermutung gar bis zum sagenhaften Atlantis zurück und sehen im Tarot das Vermächtnis der versunkenen Stadt. Die Verbindung zu den alten Ägyptern läßt sich beim Crowley-Harris Tarot sehr gut nachvollziehen. Der weitläufig bekannte englische Magier Aleister Crowley empfing nach eigenen Angaben im Frühjahr 1904 "das Buch des Gesetzes" durch eine außerirdische Intelligenz, die er Aiwass nennt. Aiwass übermittelte Crowley auf diesem Weg den Willen von drei Gottheiten Nut, Hadit und Hoor-pa-kraat. Die Namen der Gottheiten legen bereits eine Verbindung zu den alten Ägyptern nahe und Crowley befand sich auch ganz "zufällig" in der Wüste, als er das Buch des Gesetzes channelte. Crowley war im Orden des Golden Dawn aktiv und widmetet sich nach seinem Erlebnis in der Wüste intensiv der verborgenen Bedeutung der Tarotkarten, sowie ihrer Entsprechung zu ägyptischen Quellen. Da ihm die gängigen Decks der damaligen Zeit nicht die Möglichkeit offerierten, seine Erkenntnisse zu vermitteln, entwickelte er in den 40er Jahren zusammen mit der Künstlerin Lady Frieda Harris ein neues Tarotdeck, welches heute zu einem der beliebtesten und am weitesten verbreiteten Decks zählt.
Vor 1600 gab es keine einheitliche Anzahl oder Strukturierung der Karten. Ab ca. 1600 kristallisierte sich das System mit den heute noch gebräuchlichen 78 Karten heraus. Wir kennen das ursprüngliche Tarot heute unter dem Namen Marseiller Tarot (wobei es sich allerdings nicht um ein Deck sondern um verschiedene Decks handelt, die von unterschiedlichen Magiern und Mystikern entwickelt wurden, der Einfachheit halber aber unter einem Begriff zusammengefaßt sind).
Verändert wurde dieser ursprüngliche Tarot erstmalig von Arthur Waite. Bis der Rider-Waite Tarot 1908 erschien, waren lediglich die große Arkana und die Hofkarten mit Illustrationen versehen, die kleinen Arkanen wurden nicht illustriert, zeigten also lediglich Zahlenwerte an. Zum Rider-Waite Tarot wäre noch zu erwähnen, dass Rider nicht etwa der Künstler ist, der die Karten gestaltet hat, sondern der Verleger, des Waite Tarot. Der Künstlerin, Pamela Colman Smith, die die Illustrationen des Rider-Waite Decks erschaffen hat, war ein ähnliches Schicksal beschieden, wie Lady Frieda Harris, der Künstlerin des Crowley Tarot, die ebenfalls namentlich keine Erwähnung in dem von ihr gestalteten Tarot fand.